Referate

Im ersten Teil möchte ich eine Annäherung zum Tagungsthema über verschiedene psychoanalytische Aspekte der Abstinenzregel machen. Beginnen möchte ich dabei mit Sigmund Freud und seinen behandlungstechnischen Überlegungen zur Abstinenzregel. Anschließend wende ich mich kurz Roy Schafer (1983) und Elfriede Löchel (2000, 2013) zu. Schafer beschäftigte sich mit der psychoanalytischen Haltung als Voraussetzung für die Arbeit mit dem Patienten. 30 Jahre später befasste sich Löchel mit dem Ringen um dieses psychoanalytische Ideal. Die Macht der analytischen Haltung sieht Löchel darin, dass diese nicht ohne Probleme zu bewahren ist, sondern immer wieder scheitern kann, bzw. scheitern muss, um sie erneut zu finden. Im zweiten Teil meines Beitrages wende ich mich konkret dem Bereich der „persönlichen Frage“ zu. Dazu gehe ich kurz auf Freuds Begriff der Indifferenz ein, die fälschlicherweise als Neutralität übersetzt wurde. Mit Hilfe der Arbeit von Ramshorn-Privitera und den Überlegungen Lacans zur Mehrdeutigkeit der Sprache, möchte ich Ihnen zeigen, wie ich mich als Psychoanalytikerin Fragen in vorangegangenen Fallbeispielen annähere und welche Überlegungen ich dazu angestellt habe.
Ausgehend vom Format Psychotherapie, welches wesentlich die Bedingungen des Zusammenseins bestimmt, wird im Vortrag einem möglichen Umgang mit „persönlichen Fragen“ von Kindern und Jugendlichen aus psychodramatischen Sicht nachgegangen. Bedeutend dabei sind vor allem die psychodramatischen Begriffe der Bühne und des Spiels mit ihren alters- und störungsspezifischen Differenzierungen (Begegnungsbühne, Beobachtungsbühne, Spiel-Aktionsbühne, soziale Bühne, …), die in unterschiedlichem Ausmaß für die Metazonen Phantasie und Realität erwärmen sollen. Das grundlegende Verständnis des Umgangs mit den so genannten „persönlichen Fragen“ kann aus Morenos Begegnungsphilosophie und seines Telebegriffs abgeleitet werden, mit der grundsätzlichen Zielrichtung einer realitätsgerechten und angemessenen Wahrnehmung und Rollengestaltung.
Abstinenz ist in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen deutlich anders zu verstehen als in der Arbeit mit Erwachsenen. Junge Menschen erwarten mit Recht eine persönliche Orientierung von Erwachsenen. Vor allem in Kindertherapien ist oft zu spüren, dass der/die TherapeutIn für das Kind zu einer durchaus wichtigen Bezugsperson und Begleitung in schwierigen Zeiten wird.  Aus systemischer Sicht ist in der Arbeit mit unseren jungen KlientInnen vieles möglich und erlaubt, was gemäß dem ethischen Imperativ von Heinz von Foerster die Anzahl der Wahlmöglichkeiten vergrößert. Da kann es manchmal hilfreich sein, etwas persönlicher zu werden, etwas „preiszugeben“ oder sich auf ungewöhnliche Anliegen einzulassen.  Damit unsere Antworten auf persönliche Fragen der KlientInnen eine Erweiterung und Entwicklungsmöglichkeit für das Kind/den Jugendlichen darstellen, müssen wir uns jedoch stets unserer Rolle (Therapeut, nicht Eltern, FreundIn, etc.) und dem Auftrag der Therapie  (nicht meine Ziele sondern die des Klientensystems) bewusst sein.  Es gilt, das hilfreich-förderliche vom Eigennutz und den Bedürfnissen des/der Therapeutin zu unterscheiden. Wir müssen uns bewusst sein, dass man im Sinne der Kybernetik 2. Ordnung als Teil des Systems nicht nur beobachtet sondern Wirkung im System hat, ob man nun einer strengen Abstinenzregel folgt oder einen fall- bzw. situationsbezogen flexiblen Zugang dazu hält.

„Bindung ist das gefühlsgetragene Band, das eine Person zu einer anderen spezifischen Person anknüpft und das sie über Raum und Zeit miteinander verbindet.“ John Bowlby

Anhand der Fallgeschichte eines sechsjährigen Jungen sollen wesentliche Behandlungskonzepte der Analytischen Psychologie dargestellt und erlebbar gemacht werden. Kinder sind unberechenbar, sprunghaft und fordern Ihre TherapeutInnen in jeder Sitzung erneut heraus. Unvorhersehbares stellt sich ein, Unerwartetes taucht plötzlich auf, Grenzen werden spielerisch neu gesetzt. Wie mit all dem umgehen? Was tun mit Hilflosigkeit und Ohnmacht? Der Versuch einer positiven, persönlichen Annäherung als Herausforderung im Licht der Analytischen Psychologie C. G. Jungs.

In der Gruppenpsychotherapie mit Kindern und Jugendlichen sind Therapeut_innen nicht nur gefordert, eine altersadäquate Übersetzung erlernter Methoden und Techniken zu entwickeln, sondern müssen auch in der Planung von Setting und Interventionen dem häufig sehr raschen Interaktionstempo der Kinder und Jugendlichen gerecht werden. Es braucht gruppendynamische Kenntnisse sowie gruppentherapeutische Fertigkeiten. Das Geschehen in Gruppen ist jedenfalls komplex, mag häufig verwirrend oder chaotisch wirken. Ziel der Gruppentherapie ist es einen Entwicklungsraum für die Gruppenmitglieder zu schaffen. In der Einzeltherapie haben wir denselben Handlungsspielraum wie in der Gruppe. In der Gruppe müssen wir jedoch nicht nur mitbedenken, was unsere Antworten/unsere Handlungen für das eine, uns fragende Kind bedeuten, sondern auch, wie diese von der ganzen Gruppe verstanden werden. Wie wir uns als Therapeut_innen positionieren entscheiden wir in Hinblick auf die Ermöglichung des Entwicklungsraumes. So gehen wir im Referat der Frage nach „Wie antworte ich in einer Gruppe auf die Frage eines Einzelnen“ und beleuchten anhand von Fallbeispielen auf Grundlage des Rangdynamischen Modells von Raoul Schindler unterschiedliche Aspekte und Möglichkeiten von Abstinenz in Gruppen.
In der Psychotherapie stellt das Kind, der Jugendliche Fragen, sowohl an eine/n Erwachsene/n als auch an eine/n Psychotherapeut/in. Kinder stellen Erwachsenen viele persönliche Fragen, um sich in der Welt zu orientieren und zu verstehen wie die Erwachsenen mit sich Selbst und den Anderen umgehen. Die Antworten der Erwachsenen bestimmen Nähe und Distanz zwischen ihnen und dem Kind, und errichten damit Grenzen für den Intimitätsgrad von Beziehungen.
Die Neugierde der Psychotherapeut/in richtet sich darauf, was der Hintergrund der Frage ist, was die Frage meint und in welches Gedankengebäude sie eingebaut werden soll. Wie wird die Antwort in welchem Alter mit welchen Wahrnehmungsfähigkeiten in welchem konflikthaften inneren Diskurs des Kindes aufgenommen?
Persönliche Fragen von Kindern sind etwas ganz Alltägliches. In der Psychotherapie stellt sich die Frage unter welchen Bedingungen und in welchen Situationen eröffnen wir den Therapeutischen Raum mit einer Antwort oder mit einer Gegenfrage.

In meinem humanistischen Ansatz der Psychotherapie, meine ich, dass das Therapeutische in einem Kommunikationsraum Platz findet, in dem die Person des Psychotherapeuten, ein essentieller Teil dessen ist, welches wir unter einer ausreichend guten Umgebung verstehen, damit der Wechsel und das psychoaffektive Wachstum stattfinden kann.
Watzlawick folgend, verstehen wir, dass die Bestätigung des Selbstbildes welches ein Subjekt hat, durch die bedeutsamen Gestalten und durch die anderen, einer der schwerwiegendsten Faktoren in der Entwicklung und der geistigen Stabilität ist.
Wir finden, dass in allen Schwierigkeiten der Kindheit und der Jugend diese Bestätigung verletzt wurde, und im Falle der Kinder mit Beeinträchtigungen des autistischen Spektrums, wird ihnen, innerhalb einer Beziehung, ein Unvermögen zugeschrieben ihr Selbstbild zu realisieren, wenn viel mehr ein Unvermögen der Referenzgestalten existiert, um diese Definition zu verstehen.
Da bei Personen des autistischen Spektrums eine qualitative Beeinträchtigung im Bereich der Kommunikation und der sozialen Interaktion besteht, nimmt dieser Bereich in der Kommunikation spezielle Eigenschaften an.
Nach meiner Erfahrung werden, direkte oder explizite persönliche Fragen welche wir bei Kinder und Jugendlichen mit anderen Schwierigkeiten finden, nicht in der gleichen Weise wie bei Kinder mit Beeinträchtigungen des autistischen Spektrums hervorgebracht, welche eine große Schwierigkeit in den Prozessen der Bewusstseinsbildung und der Tele Fähigkeit haben.
Auf diese Weise bilden die persönlichen Fragen an den Therapeut, einen wertvollen Indikator des Fortschritts im therapeutischen Prozess, da sie die Fähigkeit ausdrücken Gedanken, Gefühle, Innenleben dem Psychotherapeuten zu zuschreiben.
Ich werde drei Beispiele der unterschiedlichen Etappen im Kommunikationsprozess Psychotherapeut /Kind präsentieren, die ebenso eine Entwicklung in der Verstandstheorie und dem psychotherapeutischen Prozess zeigen.